Der Klang des Verderbens by Leslie Parrish

Der Klang des Verderbens by Leslie Parrish

Autor:Leslie Parrish [Parrish, Leslie]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Tags: Thriller
ISBN: 9783802588709
Herausgeber: LYX
veröffentlicht: 2013-08-11T22:00:00+00:00


8

Pünktlich erreichten sie den Treffpunkt. Gutierrez hatte sie zu einem betriebsamen Einkaufszentrum mit einem Starbucks bestellt, der aus allen Nähten platzte und Ronnies begehrliche Blicke auf sich zog. Sobald sie vorfuhren, stieg die andere Polizistin rasch aus ihrem Privatauto und setzte sich bei ihnen auf die Rückbank.

»Sie wollen das also tatsächlich durchziehen?«

Ronnie nickte. »Auf jeden Fall.«

»Ansonsten könnten wir nämlich immer noch ins Disneyland gehen.«

Kichernd gab Ronnie zurück: »Ich fürchte, daraus wird nichts.«

Sykes verzog das Gesicht. »Ich stelle mich lieber einer gemeingefährlichen Gang, als festgeschnallt zu werden und mir ›It’s A Small World‹ in Endlosschleife anhören zu müssen.«

»Wer nicht?« Ronnie wurde wieder ernst. »Wir kriegen das ganz bestimmt hin.«

»Daran zweifle ich nicht«, gab Gutierrez zurück. »Ich bin mir bloß nicht sicher, ob Sie das hinkriegen, ohne dass jemand von uns erschossen wird.«

Mit dieser Vertrauensbekundung einer Einheimischen, die im Gegensatz zu ihnen wusste, worauf sie sich da einließen, fuhren sie zu der Bar mit dem zweifelhaften Namen Shakey Jake’s. Je weiter sie nach South L.A. hineinkamen, früher bekannt unter der Bezeichnung South Central, desto verwahrloster wurde das Straßenbild. Hier gab es keine wuseligen Einkaufszentren mit Starbucks- und Target-Filialen. Die wenigen Einkaufsläden waren schon lange verlassen, die Fenster vernagelt, die Türen verriegelt. Waffengeschäfte, schwer bewachte Elektronikläden, Spirituosenhändler, Bodegas und Sexshops drängten sich zwischen ausgebrannte Mietshäuser, unkrautüberwucherte Brachflächen und furchtbar baufällige Spielplätze mit rostigen Rutschen. Trübe, milchige Straßenlaternen erleuchteten einen dieser Spielplätze gerade genug, um ein paar glänzende Gegenstände auf dem Boden zu offenbaren; Ronnie war sich ziemlich sicher, dass die Reflexion von gebrauchten Spritzen stammte.

»Nette Gegend«, murmelte Sykes.

»Es wird wieder besser.«

Sie fuhren weiter und bemerkten die Graffiti, die alle Gebäude, Straßenüberführungen und Mauern überzogen. Fast jeder Quadratzentimeter Fläche war besprüht. Das meiste schienen Logos irgendwelcher Gangs zu sein, aber manches war echte Kunst, die einen packte und erschütterte. Trauriger Gedanke, dass diese Streetartists ihr Talent lediglich auf den bröckelnden Mauern ausgebrannter Gebäude zur Schau stellen konnten.

Die Straßen wurden wieder voller, Fußgänger schlenderten zwischen den Autos umher und blieben stehen, um sich lautstark mit den Fahrern zu unterhalten oder Freunde zu begrüßen. Misstrauische und feindselige Blicke folgten ihrem Wagen, während sich die Bürgersteige mehr und mehr mit den Jungen, den Wütenden, den Hoffnungslosen füllten.

Sykes ließ sich vom Navi bis zum richtigen Häuserblock lotsen, und dann sahen sie das Schild vom Stammlokal des Gators. Shakey Jake’s war größer, als sie erwartet hatte, ein zweistöckiges Gebäude, das eine ganze Straßenecke einnahm. Pulsierende Scheinwerfer flackerten vorm Eingang, und von drinnen schallte Technomusik zu ihnen ins Auto, obwohl ihre Fenster geschlossen waren. Eine Schlange stand noch nicht an. Natürlich war es immer noch früh für die Hipster, die Poser und die Gangster, aber hoffentlich nicht zu früh für den Gator, um hierherzukommen und für den Abend Hof zu halten.

Ronnie wollte eigentlich einen Witz darüber reißen, dass sie ihre Tanzschuhe nicht mitgebracht hatte, aber wahrscheinlich war Gutierrez momentan nicht zum Lachen zumute. Als sie einen Blick nach hinten warf, sah die andere Frau angespannt aus, die Stirn gefurcht, das Kinn vorgereckt. Als wappne sie sich für das, was ihr bevorstand.



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